Korruptions Versuche – im kleinen und im großen Stil
Wir sind bereits
seit 4 Wochen wieder in Mbandaka. Gleich nach der Ankunft sind wir in das
Bürogebäude (was auch unser Haus ist) gezogen, obwohl wir die ersten Wochen
noch keinen Strom und fließend Wasser hatten.
Mittlerweile wurde unser Solaranlage installiert und wir haben genug Strom um all unser Lichter, Computer, Handys uns sogar einen kleinen Kühlschrank am Laufen zu halten.
Mittlerweile wurde unser Solaranlage installiert und wir haben genug Strom um all unser Lichter, Computer, Handys uns sogar einen kleinen Kühlschrank am Laufen zu halten.
Hinter unserem Haus haben wir einen (6m tiefen) Brunnen, der uns ermöglicht Wasser für das Bad und die Küche in Eimer zu füllen. Weiterhin gilt 500ml Becher-schöpf Methode – zum Spülen, waschen, duschen…. Eigentlich auch gar nicht so schlimm. Nur beim Kleiderwaschen wünscht man sich ab und an ein bissel warmes Wasser.
Dafür haben wir
jetzt auch probeweise eine Haushälterin.
Letzte Woche eine ganz nette, schüchterne junge Frau die relative ehrlich mit
dem Geld einkaufen ging, aber nicht gut kochen konnte. Diese Woche eine Dame
die gut kochen kann, aber der ich nicht weiter traue als ich sie werfen kann –
und das ist nicht weit bei ihren Maaßen. Heute Morgen wollte sie Öl kaufen von
dem ich weiss das es €3 pro Liter kostet, sie mir aber sagte das sie €7
braucht. Ich bin also selbst losgezogen – zusammen mit unserem kleinen Hund
Dawa den wir vor einigen Wochen in den Straßen von Kinshasa gekauft haben.
Damals gerade mal 4 Wochen ist er mittlerweile schon 2Monate und läuft
überraschend willig mit mir an der Leine.
Vorbei an einer
großen Baustelle (seit der neue Gouverneur im Juli gewählt wurde tut sich etwas
in der Stadt), waren wir innerhalb von 10 Minuten in unserem Geschäft wo uns
der freundliche Inder begrüßt. Nur Sekund später kommt ein relative schick
gekleideter Mann/Kunde und pöbelt mich an von wegen ob ich ‚autorisiert‘ wäre
einen Hund zu haben, und wo denn mein Beweise/Papiere wären. Ich tue so als
würde ich ihn nicht verstehen und entschuldige mich mit: Vous parlez anglais ou
allmond (sprechen sie vielleicht Englisch oder Deutsch). Tut er natürlich
nicht. Augenblicke später klingelt sein Telefon und er erzählt der Person am
anderen Ende empört von der Weißen die einen Hund ohne Genehmigung dabei hat.
Natürlich einfach nur ein Arschloch, was mal wieder versucht Geld zu bekommen.
Melaine ist vor ein Paar Tagen ähnliches passiert, als ein Mann ihm ‚befiehl‘
ihm den Hund zu geben. Als Melaine lachte, sagte der Mann ‚dann geb mir
wenigstens eine Zigarette.
Das Leute noch
mehr Geld wollen, wenn sie uns mit Dawa sehen ist nichts Neues. Auf dem Weg von
Kinshasa nach Mbandaka wurde uns von der Fluggesellschaft erst gesagt das der
Hund ‚gar kein Problem‘ sei auf dem 45Minuten Flug. Zu der Zeit wog Dawa
weniger als ein Kilo und schlief die meiste Zeit in seiner Tasche. Kaum am
Flughafen angekommen schnupperte die Polizei jedoch sofort die Gelegenheit –
nach Papieren und der Genehmigung wurde gefragt. Eine Stunde später waren wir
um $40 leichter. Dann kam das Schalterpersonal von CAA – hier noch mal $25 über
die nächsten zwei Stunden. $2 für die Passkontrolle und noch mal $40 um uns
selbst durch den Flughafen zu bringen, dachten wir schon das Gröbste läge
hinter uns. Weit gefehlt. Noch mal zwei Gepäck Kontrollen bei dem sie jedes Mal
versuchten noch mal Geld zu bekommen. Insgesamt wohl noch mal ein Dutzend
‚Anfragen‘. Aber vor allem die letzte Gruppe von Bodenpersonal genau vor dem
Flugzeug (Check-in verläuft hier direkt auf der Landebahn), kosteten mich
bestimmt 6-9 Monate meines Lebens. Sie wollte Melaine (mit schlafendem Dawa in
der Tasche) nicht weiterlassen, trotz Beleg von CAA. Ich musste schon
einsteigen und mit Tränen in den Augen Melaine durch das kleine Fenster
beobachten wie er als Letzter auf dem Rollfeld mit den Herrschaften diskutierte,
bzw. einfach wartetet. Vom Universum gesandt machte ein Flugzeug – Lotze wohl
ein Kommentar: „wenn er (Melaine) schon so weit gekommen ist, warum lasst ihr
ihn dann nicht einfach durch. Hört doch auf die Passagiere zu belästigen“. Und
tatsächlich. Als letzter durfte Melaine, mit dem schlafenden Dawa on board und
somit konnte das Flugzeug starten. Sitzplätz werden übrigens nicht vergeben.
Jeder nimmt was er kriegt… was in diesem Fall bedeutete das ich die Geschichte
erst nach der Landung in Mbandaka erzählt bekommen habe.
Solche
Vorkommnisse erschweren Vertrauen in die Bevölkerung im Allgemeinen – und in
die Herren in Uniform im Besonderen, was dazu führt das ich die meiste Zeit
hinter unseren Mauern bleibe… da wir ja auch immer noch kein Auto oder Motorrad
haben (die Sache ist ins Stocken geraten das die Afrikanische Entwicklungshilfe
Bank die eingeholten Angebote abgelehnt hat). Das heißt weiterhin Fußweg unter
den ständigen Rufen von ‚Mondele gib mir Geld‘ und die Sonne auf dem Nacken.
Nee, lass mal…
Korruption und
Vetternwirtschaft gibt’s überall – wie schon Oma sagte – allerding überrascht,
und verängstigt mich das Ausmaß hier doch jedes Mal.
Der ‚Ingenieur‘
David, der für die Renovierungsarbeite an unserem Haus verantwortlich war hat
diese Woche seine Beziehungen spielen lassen, um Melaine zu verklagen. Da der
Einzige Bekannt wohl im ‚kriminal‘ Bereich des Gerichtes arbeitet, wurde
Melaine diese Woche vorgeladen um sich wegen ‚krimineller Vergehen‘ zu
rechtfertigen. Gerichtverfahren gegen Ausländer sind wohl normal – weil es ja
Aussicht auf mehr Geld ist, und wohl oft der Aufwand für die Organisation so
groß, dass man doch lieber einfach zahlt. In unsere Fall ist das aber anderes.
Der ‚Ingenieur‘ will nämlich doppelt so viel Geld wie im Vertrag vorgesehen,
ohne das der Vertrag erfüllt wurde. Das Dach lässt weiterhin den Regen durch,
die Küche hat weder ein Dach noch ein Fussboden, dein Spulbecken ist benutzbar
(weil all Leitungen undicht sind), fließend Wasser haben wir selbstverständlich
nicht, und mit den meisten Lichtschaltern gehen zwei, manchmal auch drei bis 5
Lichter gleichzeitig an. Das bezahlte Geld hat er übrigens selbst eingesteckt –
keiner der Arbeiter wurde bezahlt. Die Jungs stehen auch immer mal wieder vor
der Tür. Lange Rede kurzer Sinn: Ingenieur David ist noch ein Arschloch was
einfach nur mehr Geld will. Ich will einfach nur das der Vertrag und das
Gerichtverfahren beendet wird und der Herr aus unserem Leben verschwindet.
Es gibt aber auch
gute Menschen, die hart Arbeiten und ehrlich in ihren Vertragsverhandlungen.
Pascal ist so einer. Er selbst pflanzt zusammen mit einem Franzosen grosse
Flächen an Gemüse außerhalb der Stadt an. Seit dieser Woche arbeitet er auch ab
und zu mit mir in unserem Garten. Der wiederum hat sich als Müllhalde des
Vormieters entpuppt. Zusammen mit Pascal habe ich angefangen den Müll aus der
Erde zu holen. Für den ganzen Plastikmüll haben wir nun einen
‚Müllverbrennungstonne‘. Ein altes Ölfass was mit Luftzufuhr und Schornstein.
Für Metall und Glas müssen wir eine andere Lösung finden. Das trifft natürlich
auch für unseren eigenen Müll zu. Müllabfuhr gibt es hier nicht.
Malembe, Malembe
ekobonga Mabele. Schritt für Schritt heilen wir die Erde (auf Lingala).
Gepflanzt wurde auch schon einiges: Tomaten, Bohnen, Gurken, Karotten, Salat,
Petersilie, Melonen, Paprika… meine ersten Versuch vom Saatgut bis zu Gemüse zu
ziehen- mit Hilfe von Pascal natürlich. Ohne ihn hätte ich wahrscheinlich gar
nicht erst angefangen. Mal gucken wie schnell sich mein grüner Daumen
entwickelt und wie bald wir hier endlich gesund essen können. Pascal hat mir
auch einen Grund genannt warum so viel Menschen gerade mich (eine Weisse) nach
Geld fragen – weil die Vereinten Nationen (ganz spezielle die Monusco Beamten)
hier regelmäßig Essen UND Geld verteilen, um die Menschen in ihre Gunst zu
bringen (meist ohne Erfolg).
Noch eine gute
Nachricht in Bezug auf Wasser (und das ist ja bekanntlich das Wichtigste, den
Wasser ist Leben). Ein reicher Herr (wohl halb Belgier, halb Kongolese – Mr
Bongi) hat hier ein Projekt ins Leben gerufen um gereinigtes Wasser zu humanen
Preisen zu verkaufen – in wiederverwertbaren Behältern. Erst gestern haben wir
davon gehört, aber bald können wir wohl hoffentlich aufhören mit dem Kauf von
überteuerten, mittelmäßigen Plastikflaschen die von Kinshasa hier her
transportiert werden. Die Daumen sind gedrückt.
UND evtl. werden
wir bald einen eigenen Internetanschluss haben (dann wir auch dieser Artikel
gepostet ; )
Die Lange hat
sich also enorm verbessert. Wirklich gut ist sie für mich noch nicht. Aber mit
der Geduld hatte ich es ja noch nie so wirklich. Mal gucken was da noch so
kommt….
Und hier einfach noch ein Paar Pics:
Unsere Kueche:
Der Metalmuell den ich bisher aus unserem Garten ausgegraben habe:
Und hier einfach noch ein Paar Pics:
Unsere Kueche:
Der Metalmuell den ich bisher aus unserem Garten ausgegraben habe:
Mittagsschlaf von Dawa und Ima ...
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