53 Jahre Unabhängigkeit - noch mal ein Blick Zurück


Am 30. Juni 1960 wurde die Belgisch-Kongo offiziell zurück an seinen ursprünglichen Besitzer gegeben. 53 Jahre später geht es dem Land leider schlechter als vor der Unabhängigkeit. Dieser Eintrag ist ein kurzer Blick zurück - auf die Geschichte dei Kongos, und ein resume nach den ersten drei Monaten für uns im Herz von Afrika.

(kurz noch mal): was tun wir hier: Wir entschieden uns in die Demokratische Republik Kongo zu gehen, weil Melaine einen Job als Projektleiter mit einem US-amerikanischen Research Center (Woods Hole) im März annahm um die nächsten zwei Jahre ein REDD+ Projekt umzusetzen. REDD steht für Reduktion von Emissionen aus Abwaldung und Schädigung von Wäldern, und wurde vor allem eingeführt um die großen Wälder dieser Erde intakt zu halten in Ort wie dem Kongo, um den Klimawandel einzudämmen (wenn das noch möglich ist). Das Projekt wird von der Norwegischen und britischen Regierungen finassiert. Die African Entwicklungsbank Bank ist (leider) verantwortlich für die Ausschüttung der Gelder, und zur gleichen Zeit soll das Projekt mit dem kongolesischen Ministerium für Umwelt und der  Bevölkerung durchgeführt werden. 
Überraschenderweise sind es gar nicht die grossen Unternehmen die den Regenwald abholzen, sondern vor allem die armen Menschen, die das Holz zu Kohle weiterverarbeiten oder als Feuerholz zum kochen verwenden, da die Menschen in unserer Region weder Strom noch andere Alternativen zum kochen haben. Genaue Daten sind schwer zu bekommen. Die letzte Volkszählung zum Beispiel  wurde im Jahr 1984 durchgeführt.Wie in den meisten Entwicklungsländern schätzen oder raten die Organisationen wenn es um Zahlen geht.
Ein erster Schritt für das Projekt ist demnach erstmal tatsächliches Research zu betreiben und genaue Daten zu den Ursachen der Entwaldung zu erheben . 

Und weil heute vor 53 Jahren der Belgische Kongo in die Unabhängigkeit entlassen wurde hier noch mal ein Blick zurück um zu sehen was die Menschen bisher alles mitgemacht haben....  
 Die Formen  des Landes was wir heute als die Demokratischen Republik Kongo kennen, wurde im Jahr 1885 in Berlin festgelegt (Berliner Konferenz). Im selben Jahr beschloss König Leopold II sich dieses Gebiet als seine private Kolonie anzueignen  

Da Belgien sich erst seit 1830 ein Staat nennen durfte, war sein Koenig (Leopold II) besonders begierig darauf sich auch eine eigene Kolonie anzuschaffen. Die belgische Regierung interessierte sich allerdings recht wenig für Leopold's Machtspiele und koloniale Phantasien und somit nahm er sich den Kongo als persönlichen Besitz. Unter seiner Herrschaft wurden den Menschen unsäglichen Grausamkeiten angetan - alles um seine unendliche Gier zu befriedigen. Um "seine Sklaven" in Schach zu halten und zu "motivieren" noch mehr Elfenbein und Gummi heranzuschaffen wurden Familien regelmäßig getrennt, und bei nicht-erfuellung des Solls auch Hände, Füße oder sogar  Genitalien amputiert. Auch die damals neu entwickelte Krup Kanone kam zu grausamen Einsätzen, "Geschätzte 10-15 Millionen Kongolesen (bis zu 50% der Bevölkerung zu der Zeit) wurden unter Leopold's Regime zwischen 1885-1908 getötet.

Erst nachdem selbst die europäischen Mächte mit Leopolds Verhalten angewidert waren, wurde genug Druck erzeugt das Leopold Kolonie an den belgischen Regierung abgeben musste. Die Belgischer regierten mehr oder minder ähnlich weiter, und hatten hauptsächlich wirtschaftliches Interesse an dem neu gewonnen Gebiet. Sie bauten Straßen um die Bodenschätze im Osten des Landes zu exportieren, aber auch Krankenhäuser, da sie die Bevölkerung in eine seltsame Kombination zwischen Sklaven und Kinder behandelten, und zwischen ausbeuten und sich kümmern schwankten. 
Den Schritt in die Unabhängigkeit überrascht sowohl die Belgischer als auch die Kongolesen. Ohne viel Kampf vor 1960 schwappte die Idee der Unabhängigkeit von dem afrikanischen Kontinent auf den Kongo über. Das Problem mit dem belgischen Haltung gegenüber allen Kongolesen, nämlich sie wie Kinder zu behandeln, führte dazu das es keinen einzigen hochrangiger kongolesischen Beamter, keine l kongolesischen Offiziere und 17 Menschen mit Uni Abschluss gab in einem Land von 25 Millionen Menschen gab. 
Am 30 Juni 1960  wurde Belgisch-Kongo an Patrice Lumumba als Premierminister und Joseph Kasavubu als Präsident übergeben. Patrice Lumumba sah die Zukunft seines Landes ohne Beteiligung des Westens und machte klar, dass er keine unabhängige Regionen, wie Katanga, zulassen würde. Aber spezielle diese Region im Osten des Kongo war von grossem Interesse des Westens, da großen Reichtümer an Bodenschätzen dort lagern, und die Belgier bereits Minen hatten die sie behalten wollten. Nachdem die UN  Lumumba Unterstützung verweigerte wandte er sich an die UDSSR - ganz schlechter Zug inmitten des Kalten Krieges da nun auch die Amerikaner ein Interesse an der Absetzung von Lumumba hatte. Mit nur 6 Tage an der Macht, und 7 Monate auf der Flucht, wurde Lumumba in entsetzlicher Weise von dem belgischen Geheimdienst mit Unterstützung der CIA und lokalen kongolesischen ermordet. 
Mobuto war bereits damals involviert, da Lumumba  ihn zum Chef der Armee ernannte hatte. Mobuto selbst sah seinen ehemaliger Freund und Kollege Lumumba ein letztes Mal vor der Ausführung der Ermordung, aber tat nichts. 

Mobuto ist ein Kapitel für sich. Der Mann der den Kongo für  offiziell 32 Jahren regiert  hat, brachte die Welt dazu sich einen neuen Namen für seine Art der Regierung auszudenken: Kleptokratie, definiert alt eine "Regierung die vor allem Status und persönlichen Gewinn suchen auf Kosten der Regierten"
Der Schaden  der Mobuto in seine drei Jahrzehnte an der Macht angerichtet hat, ist schwer zu unterschätzen. Ein Mann ohne jegliche Sorge für das allgemeine Wohlergehen seiner Bevölkerung, immer nur Macht und Status hinterherjagend, verbrachte seine meiste Zeit Leute zu schmieren um sich an der Macht zu halten - Angestellte, Minister, Generäle, Familie und Freunde, jeder erhielt ein Stück vom Kuchen. Seine Paranoia ließ ihn nur one-on-one Treffen zu in denen er alles versprach was gefragt wurde, und ständig sein Kabinett auflöste und jegliche Gegenwehr zu umgehen (52 Mal in den 32 Jahren an der Macht - also mehr als einmal pro Jahr).   
Der Kongo wurde 1971 von ihm in Zaire umbenannt (eigentlich nur eine schlechte Übersetzung der Portugiesen), und verstaatlichte alle ausländische Unternehmen in 1974, was der erste Schritt zum kompletten Kollaps der Wirtschaft sein sollte.
Was man ihm lassen muss - geschickte Politik und unglaublicher Redner - Mobuto wusste zu überzeugen und überzeugte Gegner und Spender. Die USA, Frankreich und Belgien durften für seine außerordentlichen Leben bezahlen und könnte ihm erlauben Dinge wie eine erweiterte Concord Landebahnen zu seine Dschungelpalast in Gbadolite (im Norden von Equateur) zu bauen, um seinen Lieblingschampanger Laurent Perrier Champagner direkt aus Paris innerhalb von 4 Stunden einzufliegen.
Die Menge an Geld, das er dem kongolesischen Volk gestohlen hat ist noch umstritten. Einige Schätzungen gehen bis zu $ ​​14Mrd (das den Staatsverschuldung zu der Zeit gleicht), aber fast nichts davon war finden nach seinem Tod 1997. Während Mobuto eine schreckliche Ökonom war, einfach nicht an Zahlen interessiert, war  er doch klug genug sein Geld nie in seinem eigenen Namen anzulegen,unterschrieb kein Abbuchungsauftraege selbst und stattdessen gab alle  Aufträge an seine Mitarbeiter mündlich. Am Ende starb er an Krebs in seinem marokkanischen Exil. Wie Michela Wrong in "Auf den Spuren von Herrn Kurtz" dazu schreibt: "Was auch für immer blutigen Taten in seinem Aufträge durchgeführt wurden, die schlimmste Menschenrechtsverletzung von Mobtuto bleibt: die Zerstörung einer Wirtschaft, und jegliche Hoffnung/Bestrebungen einer Generation."

...dieser Eintrag entpuppt sich als absurd lang,  deshalb nur kurz zu Mobuto's Nachfolgern - Kabila Sr. und Kabila Jr. - es hat sich nichts gebessert.
Mittlerweile heisst Zaire nun Demokratische Republik Kongo, ist aber immer noch auf Platz 186 aus 187 Ländern von der UN (Human Development Index, der Einkommen, Gesundheit und Bildung unter vielen Indikatoren berücksichtigt). Der Krieg im Osten des Landes hat seit 1997 schätzungsweise 5,4 Millionen Menschenleben gekostet - die höchste Opferzahl seit dem zweiten Weltkrieg. Unaussprechliche Gräueltaten gegen Frauen und Mädchen  werden täglich begangen, da Vergewaltigungen als als Kriegswaffe eingesetzt werden. Der Krieg wird angetrieben von dem enormen Reichtum an Bodenschätzen im Osten: 70% der weltweiten Coltan Vorkommen ( Gebraucht für Handys, Computer, Kampfjets...) finden Sie hier. Aber auch Kupfer, Gold, Diamanten, Öl, Zin, und anderen seltenen Erden, was die DRC zum zweit reichsten Land der Welt macht, aufgrund ihre Mineralschätze. Der Völkermord in Ruanda im Jahr 1994 hatte einen großen Einfluss auf die Demokratische Republik Kongo, als Hutu-Flüchtlinge  ueber die Grenze in das Land flohen, ge/verfolgt
 und oft massakriert von die Tussi. Wieder ein Thema, das ein separates Kapitel braucht....
70% der Bevölkerung im Kongo leben unterhalb der Armutsgrenze (weniger als 1 $ pro Tag). Da die Produktion jeglicher Art vor langer Zeit zum Stillstand gekommen ist,  werden 90% der Produkte importiert (einschließlich Nahrungsmittel). 1/3 der Schulpflichtigen Kinder  gehen nicht zur Schule, während der durchschnittliche Schulbesuch sogar noch unter dem afrikanischen Durchschnitt bei 3,5 Jahren im Kongo liegt. Die Lebenserwartung ist 48 Jahre, wobei 50% der Bevölkerung  unter 20 ist. In dieser jungen Nation sind nicht viele übrig sind die die Geschichte des Wandels  noch erzählen können - oder das Fehlen davon. 

Die Zahlen sind noch bedrückender für die equateur Region in der wir leben. 94% der Menschen leben unterhalb der Armutsgrenze! Das Gesundheitswesen ist völlig zusammengebrochen. Während der drei Monate, während wir dort waren, haben wir  eine Masern-Epidemie, eine Cholera Epidemie und andauernde Malaria Wellen miterlebt. Dank Ärzte ohne Grenzen ist die Stadt Mbandaka sicher, aber das Leben ist immer noch schwer. 800.000 Menschen leben hier ohne fließendes Wasser oder Strom. Das einzige, was läuft, ist die Bralima Brauerei, und während wir so ziemlich alles anpflanzen könnten ist Maniok das einzige was man immer bekommt.
Gier und Korruption - das Erbe von Mobuto - ist für das Leid verantwortlich. Ich hoffe ihr könnt nun verstehen wenn ich schreibe: Das Land ist reich, aber die Menschen arm. Wie meine Oma schon sagte: Korruption und Vetternwirtschaft gibt's uerball....  aber die Straffreiheit nur im Kongo. Ohne Führungswechsel sehe ich leider kein Licht am Ende des Tunnels für die Demokratische Republik Kongo (die so gar nicht demokratisch ist) 

53 Jahre nach der Unabhängigkeit, gibt es nicht viel Grund zum Feiern. Und in der Tat vom Balkon des Kloster-Hotels, höre ich heute keine laute Musik von den Tanz-und Sing-lieben Kongolesen. Die Umsetzung eines Projekts unter diesen Umständen ist keine leichte Aufgabe. Das + in dem REDD + steht für den Entwicklungshilfe- Aspekt des Projekts. Hilfe anzubieten, zu verstehen und Alternativen zusammen zu entwickeln um Wald zu schützen, aber gleichzeitig den Menschen ein besseres Leben zu ermöglichen. Das wäre zu wünschen. Aber auch für uns ist das eine grosse Lernerfahrung ... und man lernt sein Luxusleben im Norden auch endlich mal wieder richtig schätzen. 

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