Die Wiedergeborenen Christen



Die letzte Nacht war mal wieder eine fürs Rekordbuch. Kirchen gibt es hier ja überall… 4 von Ihnen innerhalb von einem 500m radius. Den ganzen Tag werden wir von Kirchen Gesang und schreienden Priestern beschallt. Wie erwähnt haben wir auch Nachts eine Kirche ganz in der Nähe die uns mit christlichem Geschrei über Jesus, Gott und Amen versorgen. Gestern Nacht, dadurch das Melaine zurzeit krank ist und lange wach, habe ich dann den kompletten Gottesdienst mitbekommen. 24Uhr gings los  - erst mit Gesang, so gegen zwei Uhr kommt dann der Nazi-Priester, wie ich ihn nennen, immer ans Mikrophone und schreit in die Menge. Die wiederum schreit so laut zurück, dass ein Mikrofon nicht von Nöten ist um ihren Lärm in die Nacht zu tragen – direkt in unser Hotelzimmern…

Angeekelt von den Rattenfängern versuchte ich mich mit lesen abzulenken… aber die Insekten der Tropischen Nacht fanden mein Licht zu attraktiv. Auf der positiven Seite waren die fanatischen Gebete der ‚wiedergeborenen Christen‘ (wie sie sich nennen) so laut, dass es Keinen störte das ich mitten in der Nacht mein erstes Lied auf der Gitarre übte – Johny Cash: Folsom Prison Blues… und nur mit Mondlicht war es eine extra gute Übung für meine Fingerfertigkeit. Gegen drei Uhr morgen ging mir das ganze Theater dann doch ganz schön gegen den Strich, aber selbst die Ohrstöpsel halfen nichts gegen die penetranten Reden dieser Arschlöscher. Mitten in der Nacht – mit Mikrofon und Lautsprecher – die wiederum von der Gemeinde finanziert werden müssen weil ohne Bezin und Generator das Ganz nicht läuft.
Ein Freund von uns meinte das die Regierung diese fanatischen, christlichen Vereinigungen gerne sieht und sogar unterstützt (auch finanziell) und die Massen weiterhin mit anderen Dingen zu beschäftigen….

Noch dazu ist Melaine seit ein Paar Tagen krank. Erst dachten wir es wäre Malaria, aber nun ist es nur Durchfall und Fieber. Der Stress und unsere unmögliche Lebenssituation helfen da natürlich nicht. Verantwortlich mache ich den Arbeitgeber von Melaine – ohne Unterstützung, ohne Planung und vor allem ohne Geld ist die Unprofessionalität kaum zu toppen. Vor allem wenn wir sehen wie genial und schön die Jungs von Ärzte ohne Grenzen oder die UN hier leben. 

Gestern wurden nach zwei Wochen betteln und beten endlich die Gelder für die Renovierungsarbeiten überwiesen. Sie sollen 15 Tage dauern – Daumen drücken ist mal wieder angesagt. Ein nettes zu Hause, ohne Flöhe und fanatische Christen in der Nacht, wäre ein grosser Vorschritt…. Hier noch mal ein dickes Dankeschön an Ärzte ohne Grenzen, wie uns diese Woche so toll unterstütz haben – mit Malaria Test, Medizin, Bayer und BVB Fussball übertrangungen, Internetverbindungen, Vertrag ausdrucken und sogar Pizza von ihrem Koch für uns gezaubert! Wunder werden war – mit Ärzten ohne Grenzen.

Heute kommt auch noch unser Kollege an, der eigentlich erst mal bei uns unterkommen sollte – das Haus hat ja schließlich zwei Gästezimmer, wenn es fertig ist. Es gibt noch zwei andere Hotel hier – Nina River was für ein Zimmer (mit etwas Platz und zwei kleinen Sofas) $200 will und Begazi, was für $120 will – natürlich auch ohne Strom und fließend Wasser. 

Auf der positiven Seite: Der Eigentümer des Hotels in dem wir zurzeit wohnen zeigte sich heute Morgen sehr einsichtig und versprach mit der Kirche zu reden. Auch unser Freund bei Ärzte ohne Grenzen hat uns heute angeboten seinen Koch zu benutzen um etwas gesünderes Essen zu bekommen (alles was hier gekocht wird schwimmt in Palmöl!) … und Rehyrations Packungen für Melaine abzuholen. Mal gucken wie das noch wird...

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