Der angebliche Ressourcen-Fluch


In der Hoffnung die Lage der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo) besser zu verstehen habe ich über die letzten Wochen einige Berichte gewälzt. Noch aus dem Studium war mir der Begriff „Ressourcen Fluch“ ein Begriff, der spezielle auf Arme Länder angewendet wird die trotz, oder besser gesagt wegen ihrem Reichtum an Ressourcen und Mineralien ein langsameres Wachstum aufweisen als Länder ohne großen Bodenschätze.

DR Kongo ist wie bereits erwähnt ein Land mit extremen Mineralien Reichtum und Bodenschätzen; u.a. Diamanten, Gold, Kupfer, Koltan (was in allen unseren Handies und Laptops steckt), Zinn und Öl. Auch ich erlag fälschlicherweise der These des „Ressourcen Fluch“, die im Original entwickelt wurde von Jeffery Sachs (und Warner 1997, 2001) und besagt, dass eine negative Korrelation zwischen dem Vorkommen von natürlichen Ressourcen und Wachstum (gemessen in BIP) eines Landes besteht. Diese These wurde daraufhin auf viele Afrikanische Länder umgelegt, die oft sehr reich in natürlichen Ressourcen sind, oft aber – paradoxerweise – sehr arm; und sogar mit einem geringeren Wachstum als Länder ohne Bodenschätze.

Nachdem ich nun (endlich) den Welt Bank Bericht über den DR Kongo fertig gelesen habe, kann ich dieses (statistische) Missverständnis versuche aufzuklären. Zur Ausgangslage muss gesagt werden, dass in den Ländern mit großen Bodenschätzen auch oft feindliche Auseinandersetzungen oder Krieg herrschen (meistens geht es bei den Streitigkeiten um genau diese Bodenschätze, wie auch im DR Kongo). Der Bodenschatzabbau und folglich Export, vor allem von Koltan, aber auch Gold und Diamanten, geschieht im rohen Zustand, was heisst, das die Steine ohne jegliche Weiterverarbeitung exportiert werden. Das Wiederum unterstreicht den geringen Vorteil oder Gewinn für die Menschen in der Region wo die Bodenschätze abgebaut werden, da die benötigte Arbeitskraft gering ist (der Abbau oft unter unmenschlichen Bedingung und schlecht bezahlt wird) dafür aber benötigte Investitionen hoch. Meist sind es ausländische Unternehmen die in den Abbau investieren. Außerdem sind Bodenschätze lokal begrenzt, im Fall DR Kongo ausnahmslos im Osten des Landes. Wenn nun ein Krieg ausbricht sind andere Teile der Wirtschaft stärker und schneller betroffen als der Mienenabbau, somit wächst der Anteil von Mineralien Exporten relative zu den allgemeinen Exporten, während einer solchen Kreise singt. Das kann den Anschein erwecken das Länder mit hohem Mineralien Exporten geringern Wachstum haben – die eigentlich Problematik ist aber eine andere.
Zum einen ist das eine Institutionelle Kriese zu berücksichtigen. Wenn wie in dem DR Kongo ein hoher Anteil der Wirtschaft auf Rohstoff Exporten basiert, fällt der Reichtum in (sehr)wenige Hände (u.a. wegen der lokalen Begrenzung – Koltan gibt es nur im Süd Osten – und den hohen Investitionen die von Nöten sind um den Abbau und Export zu etablieren – dafür werden meist ausländische Unternehmen herangezogen). Hier ist die Regierung gefragt diesen Reichtum eines Landes an alle zu-bzw- umzuverteilen. Wenn es keine anderen Zweige der Wirtschaft gibt, weder Landwirtschaftliche Exporte noch Industrie Exporte, ist die Macht des Volkes eine solche Umverteilung zu verlangen geschwächte – vor allem in einer ‚Kriegssituation‘.

Zum anderen hat der hohe Export von Rohstoffen eines Landes einen zweiten, schwerwiegenden Effekt, der auch als „Dutch Disease“, frei übersetzt von mir auf Deutsch als: Niederländische Krankheit ; ), bezeichnet wird. Das beschreibt folgendes: Wenn nun ein Land hohe Exporte in Mineralien hat werden diese von anderen Ländern gekauft – zum Beispiel von Frankreich, USA, Norwegen, China…. Alle die Länder haben verschiedenen Währungen, wenn sie aber was aus dem Kongo kaufen wollen, müssen sie die Mineralien aus dem Kongo auch mit Geld aus dem Kongo bezahlen (kogolesische Franken in unserm Fall). Die Herrschaften ‚kaufen also Kongolesische Franken = die Nachfrage nach der Währung steigt, um die Rohstoffe zu bezahlen.
Aus der Volkswirtschaftslehre wissen wir vielleicht noch dass der Preis von Angebot und Nachfrage bestimmt ist. Das trifft auf Rohstoff zu, aber auch für die Währung eines Landes. Wenn also nun die Nachfrage nach Kongolesischen Franken ansteigt, dann hat das zur Folge, dass der Koglolesische Franke Wert gewinnt (der Preis steigt) oder wie man auch sagt: er wertet auf.
Eigentlich ja ne tolle Sache. Wenn die Währung eines Landes stark ist (wie damals auch die Deutsche Mark), kann das Land ‚billiger‘ im Ausland einkaufen. Allerdings hat es auch einen andere Wirkung – nämlich auf alle anderen Exportgüter. Jetzt wo die Währung aufgewertet ist, ist es teurer andere kongolesische Waren zu kaufen – zum Beispiel aus Landwirtschaftlicher Produktion – meinetwegen leckere Mango : ) Dadurch das die Währung aufgewertet wurde (der Preis für die kongolesische Währung ist gestiegen wegen der grossen Nachfrage aus Frankfreich und Co um ihre Mineralien zu kaufen), sind die Mangos nun teurer geworden… somit können die Bauern nicht mehr so viel verkaufen (auch weil andere Länder dessen Währung nicht durch den hohen Ressourcen Export aufgewertet wurde, auch Mangos verkauft- aber nun billiger sind). Somit kann der hohe Ressourcen Abbau zur Zerstörung von Industrie und Landwirtschaft führen.

Auch hier könnte die Regierung einschreiten und mit entsprechenden Aktionen die Situation verbessern (im Falle China machen sie dass, in dem sie Ihre Währung (artificial) absichtlich niedrig halten – das ist aber ein anderes Fass Bohnen, was wir heute nicht aufmachen : )
Die Regierung ist also das Problem, nicht die Ressourcen. Anstatt von einem Ressourcen Fluch zu reden, müssen wir von einer Institutionellen Kriese reden.
Von Moputo haben wir ja schon gehört. Der Junge war der Knaller, der in seinen 37 Jahren an der Macht das Land extrem weit zurückgeworfen hat. Der jetzige Herr – Joseph Kabila, ist kein bisschen besser, und ist zu bezweifeln, dass die sogenannten Wahlen die ihn zum Präsidenten gemacht haben frei oder fair waren.

Der 2012 Bertelsmann Report schreibt folgendes (2012 – frei übersetzt aus dem Englischen)
Die riesigen Reserven an hochwertigen natürlichen Ressourcen (zum Beispiel: Kupfer, Kobalt, Diamanten und Öl) sollten uns eigentlich zu einem hoffnungsvollen Ausblick veranlassen. Leider wurden diese Ressourcen noch nie für die Entwicklung des Landes (DR Kongo) verwendet, und waren stattdessen oft Anreiz und Ausschlag für Korruption, und externe Eingriffe in die nationale Politik. 

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